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Tag der Nachfolge in Emden zog viele Interessierte an

Wer sein Lebenswerk an einen Nachfolger übergibt, will dieses in guten Händen wissen. Denn Betrieb, Mitarbeiter und die eigene Familie sollen auch nach erfolgreicher Übergabe weiterhin gut versorgt sein. Schon die Suche nach einem geeigneten Kandidaten kann manch einen vor eine Herausforderung stellen. Wie man die Unternehmensnachfolge am besten angeht, dazu informierte kürzlich das Netzwerk Unternehmensnachfolge. Betriebsinhaber, Geschäftsführer und angehende Übernehmer aus Ostfriesland waren in THE HUB (Zukunft Emden) zu einer Veranstaltung eingeladen.

„Wir alle sind von dem Thema Nachfolge betroffen“, mit diesen Worten eröffnete Bernd Bureck, Geschäftsführer der Zukunft Emden GmbH, den Tag der Nachfolge mit rund 80 Gästen. Bedingt durch den demographischen Wandel wird die Zahl derer, die ihren Betrieb an die nächste Generation übergeben wollen, in den kommenden Jahren enorm steigen. Demnach sei es eine Aufgabe, die rechtzeitig angegangen und ordentlich begleitet werden müsste, so Bureck. Aber wann genau ist ein Betrieb übergabefähig? Dieser Einstiegsfrage widmete sich Referent Thomas Gabbert von der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank AG in Frankfurt am Main. Dass die Antwort nicht einfach sei, das machte er schon zu Beginn seines Vortrages deutlich. Viele verschiedene Faktoren spielten dabei eine Rolle. Wichtig seien ein nachhaltiges Geschäftsmodell, eine klare Struktur, gute Zahlen und der Wille, das Unternehmen zu übergeben. „Das ist tatsächlich der wichtigste Punkt. Seien Sie bereit, loszulassen“, sagte Gabbert. Viele Unternehmer unterschätzten die emotionale Komponente der Geschäftsübergabe völlig.

Der zweite Vortrag knüpfte nahtlos an den ersten an. Helge Valentien Leiter der Betriebsberatung der Handwerkskammer für Ostfriesland, und Anke Hölscher, Referentin für Industrie, Innovation, Umwelt und Wirtschaftsförderung bei der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, klärten mit ihrem Vortrag die Frage: Wie finde ich meinen Nachfolger? Drei potenzielle Gruppen seien für die Suche geeignet: die Familie, die eigenen Mitarbeiter und externe Interessenten. Dabei müsse jede Gruppe anders angesprochen werden. „Kommunizieren Sie Ihren Übergabewunsch frühzeitig und am besten auf mehreren Kanälen“, empfahl Betriebsberater Valentien. Diese Vorgehensweise hätte sich bei der Suche nach einem Nachfolger bewährt.

Zum Abschluss gab es für die interessierten Zuhörer noch Best-Practice-Beispiele aus dem Alltag. Imke Meyer, Angestellte bei Textil Wagner in Emden, berichtete von ihrer angestrebten Unternehmensübernahme. Die studierte Betriebswirtschaftlerin hat ihre Masterarbeit genutzt, um eine mögliche Übernahme zu prüfen und unter wissenschaftlichen Aspekten zu beleuchten. Seit September 2019 ist sie bei Textil Wagner fest angestellt und befindet sich derzeit in der „Lern- und Testphase“. Ob sie sich tatsächlich vorstellen kann, dass zwölf Mitarbeiter starke Unternehmen zu übernehmen, das gilt es nun herauszufinden.

Diesen Prozess hat Wilfried van Schwartzenberg bereits hinter sich. Der geschäftsführende Gesellschafter der EMDION GmbH mit Sitz in Emden hatte eine Vision und hat sie umgesetzt. 2011 wird das Unternehmen FUNA GmbH Nachrichtentechnik in Emden, welches sich unter anderem auf sicherheitstechnische Anlagen spezialisiert hat, an amerikanische Investoren verkauft. Van Schwartzenberg, der dort als Angestellter tätig ist, merkt im Laufe der Zeit, dass er sich mit der Kultur des Betriebes nicht
mehr identifizieren kann. 2014 festigt sich der Gedanke, einen Teil des Unternehmens, die FUNA Global Safety Systems GmbH, zu kaufen. Mit Hilfe eines privaten Investors kann er diese Idee 2016 realisieren. Stück für Stück baut er mit sieben Mitarbeitern die EMDION GmbH auf. Die Leistungspalette deckt die gesamte Bandbreite von der Planung über die Integration bis hin zur Wartung von sicherheitstechnischen Anlagen ab. Mittlerweile beschäftigt der Geschäftsführer etwa 55 Mitarbeiter mit steigender Tendenz.

Handwerker, die Beratung zum Thema Nachfolge wünschen, können sich an die Handwerkskammer wenden.
Ansprechpartner ist Helge Valentien: Telefon 04941 1797-54, E-Mail h.valentien@hwk-aurich.de.

Bild: Helge Valentien, Imke Meyer, Anke Hölscher, Wilfried van Schwartzenberg und Thomas Gabbert (v.l.) gaben den Unternehmensinhabern und Nachfolgern gute Tipps.

Quelle Fotos: HWK/J. Stöppel

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